Sonntag, 12. Juli 2015

Von Huren und Junkies - Ein Blick ins Frankfurter Bahnhofsviertel



Großauheim – (grü) Liebliche Blumenranken  zieren die Haut der Bahnhofsschönheit und die mächtige Oberweite spricht eine eindeutige Sprache. Das Bild stammt von Ullrich Mattner, ehemals Fotograf der FAZ Rhein Main Zeitung, der 2009 ins Frankfurter Bahnhofsviertel zog, um, wie er sagt, hier zu fotografieren. Jenem Viertel, das zu den verrufensten der Republik zählt, und doch eine ganz eigene Faszination ausstrahlt. „Nirgendwo sind die Gegensätze von Geld und Armut so nah beieinander“, sagt Mattner.  Portraits der Menschen, die dieses Viertel prägen, sind nun in einer Ausstellung in der Fototreppe 42 zu sehen. Mitglieder der
Rockergruppe Hells Angels mit martialischen Ganzkörpertattoos sind hier vertreten, der Wirtschafter eines Bordellbetriebes mit beeindruckendem Bizepsumfang – und Tattoo – , der Besitzer einer Currybude, oder pralle Hintern auf einem Barhocker -  ohne Tätowierung.  Dazu Bilder aus dem Innenleben eines Puffs, der mit seinen gekachelten Wänden, mitunter an die Kälte einer Fleischerhalle erinnert: Daneben eine Stripteasetänzerin an der Polestange. Unter den Blicken eines einzelnen männlichen Bewunderers scheint sie sich im Dampf der Nebelmaschine aufzulösen. Es sind intime Momente die Mattner festhält, ohne aufdringlich zu sein. „Auf einige der Bilder musste ich vier Jahre warten, bis ich sie machen durfte“, schildert Mattner den Prozess der Vertrauensbildung mit seinen Fotomodellen. Dass Mattner sein Viertel und die Menschen die es ausmachen ins Herz geschlossen hat, ist auf jedem der Bilder spürbar. Mittlerweile bietet Mattner auch Führungen durch das Geviert von Elbe- und Moselstraße an. Rundgänge durchs Rotlichtviertel nur für Frauen mit der Möglichkeit zum Gespräch mit dem Wirtschafter. Der erklärt dann, wie das Leben in einem Puff zu vor sich geht. Oder eine Tour durch das unbekannte Bahnhofsviertel. Denn die markanten Straßenzüge bieten weit mehr als Prostitution und Drogenelend. Im Hinterhof der Kaiserstraße steht so der Besuch eines Modelabels auf dem Programm, die Besichtigung des Freimaurertempels oder Frankfurts ältestes Musikgeschäft in denen sich die Größen der Zunft die Türklinke in die Hand geben.
Die Ausstellung im Rahmen der Großauheimer Kunstansichten ist noch bis 9. August zu sehen. Öffnungszeiten Sa – So zwischen 15 und 18 Uhr, oder nach telefonischer Vereinbarung.

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