Montag, 25. Februar 2013

Reisebilder eines panischen Poeten


Hanau. Reisen bildet. Auch den „panischen Poeten“ und Organisator der Lesebühne im Hanauer Brückenkopf, Hans Jürgen Lenhart, der am Sonntag zusammen mit seinem „Tonsklaven“ Jürgen Weiß zur schrägen Lesung unter dem Titel „Der Weck ist das Ziel“ geladen hatte. Und so gab es denn auch zwischen gedichteten und gereimten Reisebetrachtungen zu Musik und Diashow zunächst einmal frische „Weck“ für die zahlreichen Gäste, die ihren Horizont für fremde Länder an diesem Abend auf wundersame Weise erweitert bekamen.

Denn Lenharts Reiseberichte nach Irland, England, USA oder in die Dolomiten sind anderer Art. Der Poet geht mit Vorurteilen und Klischees hart ins Gericht, ohne sie restlos zu entkräften. Schräg und schrullig Lenharts Auslassungen über die Höflichkeit der Engländer, verständnislos sein Blick auf die Iren, die ihr Leben auf der grünen Insel in kratzigen Schafwollpullovern mit Zopfmuster verbringen müssen und das Unwohlsein mit viel Guinnes vertreiben. Da greift der Poet denn auch schon mal zur Gitarre und gibt mit rauen Interpretationen irischer Hymnen oder Trinklieder auch die passenden Tonbeispiele. Mit einer Kuhglockenmelodie leitet Percussionist Jürgen Weiß den Ausflug in die Dolomiten ein, aus der Lenhart ebenfalls Wundersames zu berichten – und zu bebildern weiß. Die Ode an den Berg fällt knapp, prägnant, aber angemessen aus, das Foto von „Dötzi,“ der ersten Entenmumie aus dem Eis, findet mitleidiges Gefallen im Saal. Immer wieder überrascht Lenhart mit ungewohnten Sichtweisen auf die europäischen Nachbarn und die Sitten auf anderen Kontinenten. Satirisch, aber immer hart an der Wirklichkeit. Denn „alles ist selbst erlebt,“ versichert der panische Poet mit dem ironischen Unterton. Die Ansage in den Londoner U-Bahnhöfen, „Mind the Gap,“ über die sich Lenhart ausgiebig auslässt, sie gilt irgendwie auch für das Programm „Der Weck ist das Ziel.“
Die Reihe der Lesebühne im Brückenkopf wird am 10. März, 20 Uhr, mit einem Auftritt des Sprachakrobaten Peter P. Peters fortgesetzt. „Deutsch für Wortgeschrittene“ heißt das Programm, das die Gäste an diesem Abend bei freiem Eintritt erwartet. dk

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