Samstag, 2. Februar 2013

Hanau auf dem Weg zur kinderfreundlichen Stadt

Viele neue Impulse nahm die Hanauer Delegation von der Auftaktveranstaltung der sieben Städte und Gemeinden mit, die nach dem Siegel "Kinderfreundliche Kommune" streben. In Berlin stellte der gleichnamige Verein die erforderlichen Standards und Bausteine vor und bot ein Forum zu einem ersten Erfahrungsaustausch zwischen den Akteurinnen und Akteuren aus den Kommunen. Hanau steigt noch in diesem Monat in die konkrete Arbeit ein. Gemeinsam mit Jugendlichen wird für alle sieben Pilotstädte ein Internet-Fragebogen für Kinder und Jugendliche entwickelt, um ihre Wünsche, Ideen und auch kritischen Töne einzufangen.

Hanau war im August 2012 die erste Pilotstadt, die die Vereinbarung mit dem Deutschen Kinderhilfswerk und UNICEF Deutschland unterzeichnete, um den Prozess in Gang zu setzen, an dessen Ende das Gütesiegel "Kinderfreundliche Kommune" steht. Begleiter auf dem Weg zur Umsetzung der UN-Kinderrechtskonvention auf lokaler Ebene ist der Verein "Kinderfreundliche Kommunen e.V.". Der Brüder-Grimm-Stadt setzte in Berlin ein besonderes Zeichen. Der Kinderchor der Brüder-Grimm-Schule, die auch den Titel Schule für Kinderrechte trägt, sang vor den rund 60 Teilnehmenden, darunter Vertreterinnen und Vertreter der anderen Pilotstädte Regensburg, Senftenberg, Weil am Rhein, Wolfsburg, Halle an der Saale und Köln sowie Mitglieder der Sachverständigenkommission für das Gütesiegel.
Stadtrat Axel Weiss-Thiel bilanzierte nach der Veranstaltung, die auch eine erste Standortbestimmung war, "dass wir in Hanau in einigen Bereichen gut aufgestellt sind, was die Lebensbedingungen für Kinder, Jugendliche und Familien angeht." Er verfolge den Entwicklungsprozess, der von Andrea Pillmann von der Stabsstelle Prävention als Koordinatorin begleitet wird, mit großer Aufmerksamkeit. "Im Frühjahr erfahren wir nach der Auswertung der Fragebögen für die Stadtverwaltung durch das Institut für Sozialarbeit und Sozialpädagogik in Frankfurt, wo wir in Sachen Kinderfreundlichkeit stehen." Mit Spannung erwarte er dann im Sommer die Ergebnisse der Befragung der Kinder und Jugendlichen. Die Hanauer Gymnasiastinnen Sarah Tabatabai und Melina Herbert werden daran als Mitglieder der Sachverständigenkommission intensiv mitarbeiten. Sie diskutierten in Berlin mit über die Möglichkeiten, Jugendliche für Fragen der Demokratisierung zu motivieren. Anne-Dorothea Stübing vom städtischen Präventionsrat wies in diesem Zusammenhang daraufhin, Kindern so früh wie möglich Rechte und Pflichten in einer Demokratie nahezubringen. Vorreiterin sei die Brüder-Grimm-Schule als erste Modellschule für Kinderrechte in Hanau. Diese Auszeichnung des UNICEF-Schulnetzwerks Rhein-Main habe sich nun auch die Gebeschusschule verdient.
Das Siegel "Kinderfreundliche Kommune" bietet den Kommunen die Möglichkeit, die Rechte von Kindern und damit den besonderen Schutz, die Förderung und die Beteiligung von jungen Menschen zu stärken. Die Pilotphase ist auf vier Jahre begrenzt. Das Konzept setzt folgende Schwerpunkte: die breite Beteiligung von Kindern und Jugendlichen, ein international erprobtes und vergleichbares Verfahren anhand klarer Kriterien sowie die Nachhaltigkeit durch eine langfristig angelegte Prozessbegleitung.
"In den Kommunen werden Kinderrechte konkret. Wir freuen uns, dass sich zunächst sieben Kommunen aus verschiedenen Regionen Deutschlands zur Umsetzung der UN-Kinderrechtskonvention auf lokaler Ebene verpflichtet haben", betont Anne Lütkes, Vorstandsvorsitzende des Vereins "Kinderfreundliche Kommunen e.V." Sie hätten damit die Chance, mit dem Siegel "Kinderfreundliche Kommune" ausgezeichnet zu werden und seien Vorreiter bei der Verwirklichung der Kinderrechte.
Das Siegelverfahren erfolgt auf der Grundlage internationaler Standards. Bereits seit 1996 setzt sich die Child Friendly Cities Initiative dafür ein, dass Kommunen kinderfreundlicher gestaltet werden. Dazu hat das UNICEF Innocenti Research Centre in Florenz Standards und Instrumente entwickelt, die ein partizipatives kommunales Management unterstützen. Der Prozess beginnt mit einer Standortbestimmung anhand eines Fragebogens. Die Entwicklung und Auswertung der Indikatoren wurde vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend gefördert. Workshops mit Kindern und Jugendlichen ermitteln ihre Wünsche und Vorschläge, die in einen Aktionsplan einfließen. Darin sind die Ziele, Zeitpläne und Verantwortlichkeiten festgehalten. Der Aktionsplan wird vom Parlament beschlossen. Aus dem Aktionsplan wird eine Zielvereinbarung entwickelt, die zwischen der Verwaltung und dem Verein abgeschlossen wird und zur Vergabe des Siegels führt. In dem Vorhaben wird also kein Ergebnis zertifiziert, sondern ein Prozess. (Mitteilung der Stadt Hanau)

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