Sonntag, 4. November 2012

Ausstellung Hanau 360 Grad im Kulturverein

Hanau. Den Blick auf Details, aus denen das Ganze erwächst, richten Maria Dorn mit Fotografien, INK Sonntag-Ramirez Ponce mit Bleistiftzeichnungen, und Hildegard Jaekel mit Malerei aus Naturfarben in einer gemeinsamen Ausstellung in der Remisengalerie des Hanauer Kulturvereins im Schloss Philippsruhe. Der Titel der Ausstellung lautet „360°“ und gibt den Hinweis darauf, dass sich ein Rundumblick in gewohnter Umgebung zur Entdeckunsreise entwickeln kann.
Denn normalerweise, so Annette Schulmerich vom Hanauer Kulturverein in ihrer Einführung, ist der moderne Mensch den Blick „geradeaus“ gewohnt, der Blick auf Einzelheiten trete in den Hintergrund. Insofern biete die Ausstellung, die noch bis zum 18. November dauert und samstags und sonntags von 15 bis 18 Uhr geöffnet ist, „Schätze der besonderen Art.“

Kieselsteine am Wasser sind es, die Maria Dorn aus kurzer Entfernung aufnimmt. Einschlüsse werden sichtbar, Stein ist nicht gleich Stein, er besteht aus vielen Feinheiten in Form und Farbe, Adern und verästelten Mustern, die seine Entstehungsgeschichte ihm mitgegeben hat. In Brauntönen gehalten die Muster am Strand, die von Wellen geformt worden sind. Wälder scheinen da zu wachsen, fantastische Landschaften wie von einem Satellit aus aufgenommen offenbaren sich im Detail, das nur bis zur nächsten Welle Bestand hat und seine Erscheinungsform grundlegend ändert. Hildegard Jaekel aus Kassel beschäftigt sich auf andere Weise mit den Farben der Erde. Sie sammelt selbst Erden aus aller Welt –oder lässt sie sich von Reisenden mitbringen- um die Substanzen dann in Kompositionen und Bilder zu verarbeiten. Jaekel versetzt in Erstaunen mit ihrem „Konterfei der Orte.“ Quadrate, farbig gestaltet mit Erden aus der Welt und großformatig arrangiert. Von fast Weiß über Ockertöne zum Braun und Rotbraun bis hin  zum Schwarzton reicht das Spektrum der Farben aus der Natur. Wer wissen will, woher die jeweils verwendete Naturfarbe herkommt, der braucht nur die angegebenen GPS-Daten zu entschlüsseln, schon erscheint die geographische Herkunft des Grundmaterials auf dem Display. Mitten im Raum mit den großfromatigen Arbeiten ein  großer Kreis aus Kunststoffkaffeetassen. Ihr Inhalt: Sand, feiner Kies, kleine Gesteinsbrocken, alles in verschiedenen Farben und aus aller Herren Länder gesammelt. Die Welt ist bunt! Anfassen und Fühlen des Materials ausdrücklich erlaubt, während von den Bildern an den Wänden tunlichst die Hände gelassen werden sollen. INK Sonntag-Ramirez Ponce schließlich arbeitet sehr Gegenständlich. Ihre detailgetreuen Bleistiftzeichnungen zeigen dennoch auch nur Ausschnitte des Großen und Ganzen. Ein Blick in einen engen Hinterhof, die Ansicht einer Werkstatt, der Schriftzug auf einem Bauzaun. Dennoch Geschichten, die vom Betrachter über den Bilderrahmen hinaus gedacht werden können. 

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