Denn normalerweise, so Annette Schulmerich vom Hanauer Kulturverein in ihrer Einführung, ist der moderne Mensch den Blick „geradeaus“ gewohnt, der Blick auf Einzelheiten trete in den Hintergrund. Insofern biete die Ausstellung, die noch bis zum 18. November dauert und samstags und sonntags von 15 bis 18 Uhr geöffnet ist, „Schätze der besonderen Art.“
Kieselsteine
am Wasser sind es, die Maria Dorn aus kurzer Entfernung aufnimmt. Einschlüsse
werden sichtbar, Stein ist nicht gleich Stein, er besteht aus vielen Feinheiten
in Form und Farbe, Adern und verästelten Mustern, die seine
Entstehungsgeschichte ihm mitgegeben hat. In Brauntönen gehalten die Muster am
Strand, die von Wellen geformt worden sind. Wälder scheinen da zu wachsen,
fantastische Landschaften wie von einem Satellit aus aufgenommen offenbaren
sich im Detail, das nur bis zur nächsten Welle Bestand hat und seine
Erscheinungsform grundlegend ändert. Hildegard Jaekel aus Kassel beschäftigt
sich auf andere Weise mit den Farben der Erde. Sie sammelt selbst Erden aus aller
Welt –oder lässt sie sich von Reisenden mitbringen- um die Substanzen dann in
Kompositionen und Bilder zu verarbeiten. Jaekel versetzt in Erstaunen mit ihrem
„Konterfei der Orte.“ Quadrate, farbig gestaltet mit Erden aus der Welt und
großformatig arrangiert. Von fast Weiß über Ockertöne zum Braun und Rotbraun
bis hin zum Schwarzton reicht das
Spektrum der Farben aus der Natur. Wer wissen will, woher die jeweils
verwendete Naturfarbe herkommt, der braucht nur die angegebenen GPS-Daten zu
entschlüsseln, schon erscheint die geographische Herkunft des Grundmaterials
auf dem Display. Mitten im Raum mit den großfromatigen Arbeiten ein großer Kreis aus Kunststoffkaffeetassen. Ihr
Inhalt: Sand, feiner Kies, kleine Gesteinsbrocken, alles in verschiedenen
Farben und aus aller Herren Länder gesammelt. Die Welt ist bunt! Anfassen und
Fühlen des Materials ausdrücklich erlaubt, während von den Bildern an den
Wänden tunlichst die Hände gelassen werden sollen. INK Sonntag-Ramirez Ponce
schließlich arbeitet sehr Gegenständlich. Ihre detailgetreuen
Bleistiftzeichnungen zeigen dennoch auch nur Ausschnitte des Großen und Ganzen.
Ein Blick in einen engen Hinterhof, die Ansicht einer Werkstatt, der Schriftzug
auf einem Bauzaun. Dennoch Geschichten, die vom Betrachter über den Bilderrahmen
hinaus gedacht werden können.
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