Donnerstag, 18. Oktober 2012

Sieben Jahre Regenwald


Hanau – (grü) Wenn Ruth Aufsfeld vom Regenwald  und seinen Bewohnern erzählt, bekommt sie leuchtende Augen. „Manchmal kommt es einem so vor, als ob sich der ganze Wald  vor lauter Leben bewegt“, erzählt Ruth Aufsfeld, Schülerin der Zeichenakademie, die vor  dem Beginn ihrer Ausbildung nach Südamerika aufbrach und dort sieben Jahre lebte.

Es ist  das Grün der Pflanzen was fasziniert ebenso wie die Größe der Blätter, die dort Dimensionen erreichen  wie hierzulande Autos, erzählt sie.  Und auch die dortigen  Regentropfen seien nicht zu vergleichen mit dem Regen in unseren Breiten. Doch den stärksten Eindruck haben die dort lebenden Menschen bei ihr hinterlassen.
Als sie nach Ecuador kam, ohne Sprachkenntnisse, wollte sie eigentlich nur ein Jahr bleiben. Das es schließlich sieben  wurden, liegt auch an den vielen herzlichen Begegnungen  mit den Einheimischen und der ganz anderen Einstellung zum Leben. „Es ist eine Gesellschaft die mehr an  Gemeinschaft orientiert ist als bei uns. Die Menschen dort sind so offen wie ihre Häuser.“  Vertrauen wird zudem groß geschrieben.  Kein Geländer sichert die Kinder in den auf Stelzen stehenden, nach allen Seiten offenen, Häusern vor dem Herabstürzen. Doch Unfälle bleiben aus. „Die Kinder wollen doch auch leben“, so die Einheimischen zu Sorge der  Zugereisten. Gegen eine Malariaerkrankung half die Medizin der Indios, ganz ohne Krankenhausaufenthalt.  Und wenn es einmal Hochwasser gab, weil der angrenzende Fluss infolge der starken Regenfälle anschwoll und die Fluten die Küche überflutete, schwammen Töpfe und Pfannen im Waser. „Dann mussten wir sie eben wieder einsammeln“, sagt sie mit einem Lachen. Schuhe hat sie in den letzten drei Jahren keine mehr getragen.  In dieser Lebensgemeinschaft  an einem verzweigten Nebenarm des Amazonas war sie auch ohne Geld willkommen. Stattdessen tauschte sie selbstgefertigten Schmuck oder gab Englischunterricht für die Kinder.  Letztlich bot man ihr sogar ein Stück Land an um zu bleiben. Doch sie ging nach Chile, der Liebe wegen, bevor sie zurück nach Deutschland kam. Ein Anruf des Großvaters bewegte sie zur Rückkehr.

Der Schmuck Aufsfeld, den sie gegen einen Zahnarztbesuch, einen Ausflug oder 14 Tage Wohnen tauschte, knüpft sie  nach der Makrameetechnik, die hierzulande gerne für Blumenampeln verwendet wird .Schon als Kind lernte sie diese  Art der Knüpfens  und fertigte damit Freundschaftsbänder. Auf einer Tour durch Südamerika lernte sie die Artesanos, die Schmuckmacher am Strand kennen, die auf die gleiche Weise arbeiteten. Die  jetzt entstandenen Ketten und Colliers haben mit den Freundschaftsbändern vergangener Tage  allerdings  nur noch die Knotentechnik gemeinsam. 

Nach Hanau brachte sie einer jener Zufälle oder Begegnungen von denen es so viele auf ihrer Reise gab. „Ich will besser werden“, war ihr Antrieb es einmal auf einer staatlichen Schule zu versuchen. Sie wurde angenommen. An das Leben hier hat sie sich noch nicht  ganz gewöhnt.  In geschlossenen Räumen zu sein fällt ihr noch ein wenig schwer. Allerdings hat sie sich schon ein paar Schuhe besorgt.

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